Flexible Arbeitszeiten in der Baubranche

Flexible Arbeitszeiten in der Baubranche

Flexible Arbeitszeiten in der Baubranche

Die Vier-Tage-Woche, Gleitzeitmodelle und flexible Sonderlösungen sind in einigen Branchen längst angekommen. In der Baubranche sind einige dieser Modell schwierig umsetzbar. Doch auch im Handwerk müssen Betriebe auf potenzielle Arbeitnehmer eingehen. Denn vor allem die junge Generation liegt viel Wert auf ihre Freizeit. Dennis Schäuble, Unternehmensberater in der Handwerkskammer, erhält immer mehr Anfragen zu alternativen Arbeitszeitmodellen im Handwerk. Ein Metallbauunternehmen aus Süddeutschland stellt in diesem Zusammenhang einen neuen Ansatz vor.

Die Drei-Tage-Woche im Handwerk

Der 42-jährige Geschäftsführer des Metallbaubetriebes in Süddeutschland polarisiert mit seinem neuen Arbeitszeitmodell. Seine Idee: 30 Stunden Arbeit in der Woche, verteilt auf 3 Tage bei vollem Lohnausgleich. Markus Ruf weiß, dass auch das Handwerk sich den Bedürfnissen der Arbeitnehmer anpassen muss. Mit dem jetzigen Arbeitsmodell fände er keine neuen Mitarbeiter mehr, die als Metallbauer arbeiten möchten.

Mit dem neuen Modell wird seine Produktion in 2 Schichten und somit 60 Stunden in der Woche an 6 Tagen laufen. „So können wir die Outputquote steigern und mehr Aufträge annehmen. Zusätzlich verteilen sich unsere relativ hohen Fixkosten – bedingt durch die teuren Maschinen – auf mehr Arbeitsstunden“, erklärt Ruf, wie das Modell kalkuliert ist. Durch das lange Wochenende erhalten seine Mitarbeiter im Gegenzug mehr qualitativ hochwertige Freizeit. Bei Markus Ruf durfte das Team mitentscheiden, welches Modell am sinnigsten und förderlichsten für alle ist. Dabei ändert sich weder das Gehalt, noch der Urlaubsanspruch von 25 Tagen im Jahr. Seine Mannschaft müsse er dafür von mindestens 8 auf 16 verdoppeln.

Work-Life-Balance im Handwerk

Was Markus Ruf heute als Vorreiter umsetzt, wird bald keine Ausnahme mehr sein. Denn die Work-Life-Balance wird auch den Mitarbeitern im Handwerk immer wichtiger. Markus hofft, dass sein Betrieb sich durch das angebotene Modell abhebt und die passende Arbeitskräfte anzieht. „Die Jugendlichen setzen meist den Fokus anders, auf ihre Freizeit. Weniger arbeiten für den selben Lohn, das ist schon attraktiv. Stellt aber die Arbeitgeber vor große Herausforderungen und ist leider nicht ganz so einfach umzusetzen, wie sich das so mancher vorstellt,“ weiß Dennis Schäuble.

Bei all der Planung darf natürlich auch der rechtliche Rahmen nicht fehlen. Markus Ruf wurde während des gesamtes Prozesses von einer Rechtsanwältin beraten. „Ich will rechtlich auf der sicheren Seite sein“, sagt Ruf. „Wenn jemand doch wieder ins alte Modell wechseln möchte, dann soll das reibungslos funktionieren. Ich möchte ja alle Mitarbeiter halten.“ Gleiches räumt er sich als Geschäftsführer ein. „Wenn das Unternehmen dadurch in finanzielle Schieflage gerät, muss ich jederzeit wieder zurückwechseln können.“

Bildquelle: HWK KN