
Der Blick auf eine Spenglerin auf dem Dach oder an der Abkantbank ist für viele noch ungewohnt – aber genau das muss sich ändern. Denn das Handwerk braucht Frauen. Und mehr noch: Frauen gehören längst dazu. Es ist Zeit, das sichtbar zu machen.
Noch zu wenig sichtbar – aber klar auf dem Vormarsch
Laut einer Studie aus dem Jahr 2024 des Ludwig-Fröhler-Instituts liegt der Anteil weiblicher Beschäftigter im Handwerk bei 35 %– das sind fünf Prozentpunkte mehr als bei der letzten Erhebung im Jahr 2003. Auch wenn das auf den ersten Blick nicht nach viel klingt: In männerdominierten Gewerken wie dem Bau- und Ausbauhandwerk tut sich spürbar etwas. Der Anteil der weiblichen Auszubildenden hat sich hier auf rund 10 % verdoppelt. Das zeigt: Immer mehr junge Frauen trauen sich – und finden im Handwerk echte Perspektiven.
Warum eigentlich so wenige?
Oft sind es gar nicht die körperlichen Anforderungen oder die Technik, die abschrecken – sondern Rollenbilder, die sich hartnäckig halten. „Das ist doch ein Männerberuf“ hören viele junge Frauen noch immer, wenn sie sich für handwerkliche Berufe interessieren. Besonders die Spenglerbranche, in der es um präzises Arbeiten mit Metall, Kreativität und technisches Verständnis geht, ist wie gemacht für Frauen. Und hier braucht es noch mehr Sichtbarkeit und Identifikationsfiguren für angehende Handwerkerinnen. Gerade deshalb sind Aktionen wie der Girl’s Day, der dieses Jahr am 03. April statt findet so wichtig.
Was Frauen ins Handwerk bringt – und dort hält
Eines ist klar: Das Handwerk braucht Fachkräfte. Und zwar alle. Gerade junge Frauen bringen Skills mit, die in der Branche oft unterschätzt werden – technisches Verständnis, Genauigkeit, Kreativität, Teamspirit. Was bisher fehlt? Sichtbarkeit. Mut. Und vielleicht auch einfach der erste Schritt. Die wichtigsten Faktoren, um mehr Mädchen und Frauen fürs Handwerk zu gewinnen, sind laut ZDH und BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren und Jugend):
- Frühzeitige Berufsorientierung ab der Mittelstufe – nicht nur in klassischen „Mädchenberufen“
- Praxiserfahrungen, bei denen Schüler:innen aktiv mitarbeiten können
- Vorbilder & Netzwerke, die zeigen: „Hier ist Platz für dich.“
- Rahmenbedingungen, die Familie und Beruf vereinbar machen – auch für Selbstständige
Positiv ist: Der Frauenanteil in den Geschäftsführungen von Handwerksbetrieben liegt inzwischen ebenfalls bei 35 % – ein Zeichen, dass Frauen nicht nur anpacken, sondern auch führen.
Spenglerin? Unbedingt!
Gerade in der Spenglerbranche gibt es viele gute Gründe für Frauen, ihren Platz zu finden:
- Arbeiten mit Präzision, Technik und Gestaltungsspielraum
- Hoher Praxisanteil und sichtbare Ergebnisse
- Starke Nachfrage und gute Zukunftsperspektiven
- Enge Zusammenarbeit im Team – auf der Baustelle wie in der Werkstatt
Der Weg dahin? Über eine Ausbildung, Praktika oder auch über spätere Quereinstiege. Immer mehr Betriebe öffnen sich für weibliche Fachkräfte und profitieren davon.
Sichtbarkeit schafft Wirkung – Social Media als Schlüsselrolle
Einen entscheidenden Beitrag zur wachsenden Präsenz von Frauen im Handwerk leistet inzwischen auch Social Media. Wenn klassische Berufsorientierung oft an Grenzen stößt, bieten digitale Kanäle neue Möglichkeiten: Sie machen Frauen im Handwerk sichtbar – direkt, authentisch und nahbar.
Vor allem auf Plattformen wie Instagram und TikTok geben Handwerkerinnen inzwischen Einblicke in ihren Berufsalltag, zeigen Projekte, Herausforderungen und persönliche Erfolge. Profile wie @dachdeckerinfabienne, @dachdeckerin_chiara oder @dachdeckerin_sina erreichen dabei nicht nur Gleichgesinnte, sondern vor allem junge Frauen, die auf der Suche nach Orientierung und Vorbildern sind.
Diese Accounts wirken dort, wo es zählt: Sie bauen Vorurteile ab, zeigen, dass Frauen auf dem Dach, in der Werkstatt oder auf der Baustelle längst Realität sind – sie inspirieren und sie machen Mut, eigene Wege zu gehen.
Für viele Mädchen und junge Frauen sind diese Inhalte heute der erste Kontaktpunkt mit dem Handwerk – und damit ein Türöffner in eine Branche, die weibliche Perspektiven dringend braucht.
Fazit:
Das Handwerk der Zukunft ist vielfältiger – und weiblicher.
Was es jetzt braucht, sind mehr Sichtbarkeit, mehr Mut und mehr Unterstützung auf allen Ebenen. Der Girls‘ Day ist ein guter Anfang – aber er darf nicht der einzige Moment im Jahr sein, an dem wir Mädchen fürs Handwerk begeistern.
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Quellen:
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ):Initiativen zur Gleichstellung im Berufsleben – www.bmfsfj.de
- Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag: www.girls-day.de
- Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH): www.zdh.de