Was Jugendliche am Handwerk reizt
Der Handwerksberuf – für viele Jugendliche eine verlockende Option, doch trotz des Fachkräftemangels entscheiden sich nur wenige von ihnen letztendlich für eine Karriere in dieser Branche. Der “Handwerkskompass“, hervorgebracht von der Isotec-Gruppe in Kooperation mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln), gibt Aufschluss über die Faktoren, die Jugendliche am Handwerk reizen und die Hindernisse, die sie davon abhalten.
Attraktive Aspekte des Handwerks für Jugendliche
Die Studie ergab, dass etwa 29 Prozent der befragten Jugendlichen sich durchaus vorstellen können, im Handwerk Fuß zu fassen. Für neun Prozent der Befragten ist die Entscheidung noch unklar. Dabei zeigt sich, dass Männer mit 42,3 Prozent häufiger als Frauen (22,1 Prozent) eine berufliche Zukunft im Handwerk in Betracht ziehen.
Die Attraktivität des Handwerks für Jugendliche wurde in sechs Kategorien gemessen, darunter “Gehalt und Anerkennung” sowie “Sinn und Bedeutung“. Die Studie enthüllte, dass viele Jugendliche die Berufe des Handwerks als sinnstiftend und wirksam einschätzen. Über 84 Prozent der Befragten glauben, dass im Handwerk konkrete Hilfe für Kunden geboten wird, während rund 70 Prozent der Meinung sind, dass ihre Arbeit die Lebensqualität der Menschen erhöht.
Auch Handwerksbetriebe sehen diese Aspekte ähnlich, wobei über 80 Prozent der Unternehmen Vertrauen, Teamarbeit, Arbeitsplatzgestaltung, moderne Werkzeuge und konsequenten Arbeits- und Gesundheitsschutz als besonders attraktiv hervorheben. Das Handwerk wird außerdem als starker Wettbewerber in Bezug auf sichere Arbeitsplätze und die Förderung leistungsstarker Mitarbeiter gegenüber Industriebetrieben wahrgenommen.
Herausforderungen und Defizite
Trotz dieser positiven Aspekte zeigt die Studie, dass Jugendliche auch Herausforderungen und Defizite im Handwerk sehen. Besonders in den Bereichen Gehalt und Karrierechancen sehen sie Verbesserungsbedarf. Ein “gutes” Einkommen steht für 71,5 Prozent der Jugendlichen an oberster Stelle. Im Vergleich zu Industriebetrieben empfinden Jugendliche geringere Karrierechancen im Handwerk.
Diskrepanz zwischen Interesse und tatsächlicher Beschäftigung im Handwerk
Obwohl fast 29 Prozent der befragten Jugendlichen eine Karriere im Handwerk in Erwägung ziehen, sind nur etwa zehn Prozent von ihnen tatsächlich in der Branche tätig. Dieser Diskrepanz auf den Grund gegangen, ergab die Studie, dass die besonderen Stärken des Handwerksberufs zu wenig kommuniziert werden. Viele Potenziale bleiben ungenutzt, und es besteht Bedarf an einer effektiveren Vermittlung der Attraktivität des Handwerks.
Handlungsempfehlungen für das Handwerk
Die Studie gibt Handwerksbetrieben und anderen Akteuren im Handwerkswesen einige Empfehlungen, um das Interesse junger Menschen zu wecken:
- Kommunikation verbessern: Insbesondere kleinere Betriebe sollten an ihrer Kommunikation arbeiten, um vorhandene Attraktivitätsaspekte wie Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit überzeugender zu vermitteln. Social-Media-Kanäle können hierbei eine wichtige Rolle spielen.
- Politische Rahmenbedingungen verbessern: Die Politik sollte die Rahmenbedingungen für das Handwerk optimieren, indem sie die Bürokratie abbaut, steuerliche Entlastungen gewährt, die Selbstständigkeit fördert und Vergünstigungen für Auszubildende anbietet, vergleichbar mit denen für Studierende.
- Vernetzung und Zusammenarbeit: Handwerksbetriebe, Verbände und Politik sollten zusammenarbeiten, um den Nachwuchs zu gewinnen und zu binden. Dies kann durch Medienkampagnen und Social-Media-Kommunikation erreicht werden.
Die Studie verdeutlicht, dass das Handwerk für Jugendliche durchaus attraktiv ist, aber die Branche muss aktiver in der Ansprache und Förderung junger Talente werden, um die Diskrepanz zwischen Interesse und tatsächlicher Beschäftigung zu überbrücken. Nur so kann das volle Potenzial des Handwerks ausgeschöpft werden.
Zum Download der Studie geht es hier entlang: Neue Studie: Was Jugendliche am Handwerk reizt – dhz.net (deutsche-handwerks-zeitung.de)
